Tradition und Moderne – Oszillationen des Alten Lebens

Der Mensch und alle seine bisherigen Kulturen befinden sich in einem Zustand, den ich das Alte Leben nenne.

Dieses Alte Leben unterscheidet sich von einem zukünftigen Neuen Leben im Kern dadurch, dass wir als (Alte) Menschen in diesem Zustand selbst nicht dazu in der Lage sind, vollkommen selbstbestimmt völlig vernünftig zu sein, und unser Leben, Entscheiden und Handeln deshalb größtenteils fremdbestimmt und durch feste Regeln und Tabus gestützt werden muss.

In einem Neuen Leben, dass ich zukünftig für Neue Menschen möglich halte, werden wir völlig selbstbestimmt vollkommen vernünftig sein und handeln und deshalb keine Fremdbestimmung mehr benötigen.

Die gesamte Menschheitsgeschichte besteht bisher nur daraus, dass die meisten Menschen in den meisten Gesellschaften ein traditionelles Leben leben und sich in Machtzentren und Hochkulturen unausweichlich ein modernes Leben entwickelt, dessen Ziel es letztlich eigentlich ist, den Zustand eines Neuen Lebens zu erreichen.

Kulturen befinden sich entweder tief in der Tradition, weit in der Moderne oder aber auf einem bestimmten Niveau von der reinen Tradition hin zur Moderne.

Das moderne Leben ist menschlicher oder humanistischer, näher an einem idealen Neuen Leben dran, angenehmer, für den Einzelnen erfolgsversprechender und wird deshalb immer wieder angestrebt werden, wenn Menschen in der Lage sind, sich dazu zu entscheiden.

Da jeder Versuch, in einem moderneren Leben ein Neues Leben anzustreben, daran scheitern muss, dass wir als Alte Menschen zu diesem noch nicht bereit sind, muss er scheitern und jede moderne Gesellschaft mit ihm.

Die einzige Entwicklungsrichtung, die wir Menschen also bisher verfolgen – von einem traditionellen hin zu einem modernen Leben – ist somit völlig richtig, aber sie wird uns (ohne Geistige Revolution) immer wieder unausweichlich ins Verderben führen.

Solange wir Alte Menschen sind, brauchen wir unbedingt ein mehrheitlich traditionelles Leben, obwohl dies für die Mehrheit sehr nachteilig und unangenehm sein muss und für unsere existenziellen Probleme, genau wie das moderne Leben, keine Lösungen beinhaltet.

Es ist ein mehr oder weniger idealer Zwischenzustand zwischen Tradition und Moderne vorstellbar und er existiert auch immer wieder eine Zeit lang als „Goldenes Zeitalter“, doch wir sind als Alte Menschen ebenfalls nicht dazu in der Lage, diese kulturelle Goldy-Lock-Zone bewusst anzustreben oder über länger Zeit zu erhalten.

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