Um nachvollziehen oder glauben zu können, dass sich die gesamte Fachwissenschaft der Seelenheilkunde wirklich so eklatant irren kann, wie ich das mit meinen ihr entgegengesetzten Aussagen behaupte, ist es wohl hilfreich oder notwendig, zu verstehen, was sie in ihrer Erkenntnis und Entwicklung dermaßen behindert haben könnte. Und das sind viele Dinge, denn sie ist noch eine junge Wissenschaft und behandelt ein komplexes Feld. Da sich die Psychologie um das Verständnis und die Formung des Menschen und seiner Psyche kümmert, sind ihre Probleme im Grunde diejenigen, die unsere Existenz und Selbsterkenntnis generell begleiten und ausmachen.

Der meiner Meinung nach noch unterentwickelte Zustand der Psychologie und auch ihrer Psychotherapien ist dadurch verständlich, dass „Psychologen“ bei ihrer Arbeit und ihrer Entwicklung bis heute auf folgende Hindernisse und Schwierigkeiten stoßen:

0. Es gibt sie noch gar nicht: Die Psychologie

1. Der Mensch und seine Psyche sind sehr kompliziert.

2. Der Mensch und seine Psyche sind gleichzeitig sehr empfindlich und äußerst unnachgiebig, starr und unveränderlich.

3. Der Mensch und seine Psyche sind aus innerpsychischen und ethischen Gründen nur sehr schwer zu untersuchen und zu bearbeiten.

4. Wir befinden uns, sowohl individuell als auch gesellschaftlich, in einem sehr chaotischen, unverständlichen und widersprüchlichen (eben gestörten oder unterentwickelten) psychischen Zustand, der es sehr erschwert, die eigentlich grundlegenden, ungestörten Strukturen darunter bzw. darüber hinaus zu entdecken. Deshalb sind auch klare Erkenntnisse über die Psyche des Menschen meiner Ansicht nach oft nur dann erreichbar, wenn man gedanklich den bisherigen Daseinszustand verlässt und eben von einem psychisch vollentwickelten Neuen Menschen in einem Neuen Leben aus ebenfalls Neuen Menschen ausgeht.

5. Psychologie ist an sich und zunächst unausweichlich äußerst spekulativ.

6. Wir „wollen“ als Alte Menschen eigentlich weder verstanden, noch verändert werden.

7. Die Psychologie kann bisher im Verständnis und vor allem in der Behandlung des Menschen und seiner Psyche nur marginale Erfolge erzielen, was ihre Wirkungsmacht und Glaubwürdigkeit stark senkt, aber auch ihre Fähigkeit, sich analytisch, interaktiv und experimentell mit ihrem Untersuchungsgegenstand auseinanderzusetzen: Uns und unserer Psyche. Größere Erfolge werden wahrscheinlich erst mit sowohl radikaleren, als auch wesentlich exakteren und ganzheitlicheren Methoden möglich sein, die man sich bisher verständlicherweise meist nicht anzuwenden traut – und wenn doch, dann nur so dilettantisch und oder mystisch ausgeführt, dass dabei nur entmutigende und unmenschlche Katastrophen entstehen können.

8. Die Psychologie musste sich in Passivität und Relativismus verschanzen, um ihre noch unfertige Theorie und Praxis überhaupt erhalten zu können und zumindest zu einer Quasi-Wissenschaft und zu einer gesellschaftlichen Institution zu werden. Die Psychologie hat somit durch die Verdrängung ihrer eigenen Wurzeln das geschafft, was jeder Traumapatient tut: Überleben in chaotischen Zeiten.

9. Die Psychologie beschäftigt sich mit uns selbst und ihre Aussagen sind deshalb unvergleichlich verletzender und, wenn sie falsch oder auch nur halb wahr sind, verhängnisvoller als jede Aussage über andere Lebewesen oder anorganische Materie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert