Ursprünglich war ich lange Zeit klar links, progressiv, feministisch, pazifistisch und kulturoptimistisch eingestellt. Diese ideologisch recht eindeutigen, aber auch einseitigen Überzeugungen und Einstellungen haben sich bei mir aber im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte aufgeweicht und ich habe durch meine eigenen Überlegungen, Forschungen und Diskussionen immer mehr auch (!) die Ansichten und Aussagen rechter, konservativer, maskulinistischer, sozial-darwinistischer und kulturpessimistischer Denker und Strömungen als valide und wertvoll zu schätzen gelernt.
Dazu passt ein Zitat, dass vielen Menschen (Fontane, Shaw, Russell, Churchill) zugesprochen wird, aber unabhängig von seinem Ursprung sinnvoll ist: „Wer in seiner Jugend nicht links ist, der hat kein Herz, wer in seinem Alter nicht rechtsist, dem mangelt es an Verstand.“
Heute stehe ich beiden (oder allen bisherigen) ideologischen Ausrichtungen gleichermaßen kritisch gegenüber und versuche gerade deshalb meine eigenen Sichtweisen zu formulieren und zu veröffentlichen, weil sie diese transzendieren, vereinen und damit aber auch als absolute Standpunkte ablehnen und verneinen. So leid es mir tut, kannst Du mich, wenn dies natürlich einfach wäre, keiner bestehenden Ideologie oder Denkschule zuordnen. Ich kenne sie alle und ich wurde auch schon der Zugehörigkeit zu allen möglichen Denkrichtungen bezichtigt und verdächtigt, was mich früher irritiert und geärgert hat, mich aber heute nur noch langweilt und nervt. Ich kann absolut verstehen, weshalb man mich auf Grund einzelner (!) Aussagen als Faschist, Hippie, Sektenführer, Utopisten, Rechts-Konservativen, Esoteriker oder was auch immer empfinden kann. Doch eine vollständige Auseinandersetzung mit meinen Ideen wird zeigen, dass ich nichts davon bin und genauso alles davon zu gewissen Teilen und es interessiert mich nicht, welches Gefühl und welchen Eindruck Du bei einem ersten oder nur oberflächlichen Kennenlernen meiner Gedanken hast, sondern nur, was Du zu deren Gesamtheit zu sagen hast, wenn Du sie denn kennst.
Aus der heutigen gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeit heraus betrachtet, kann ich „leider“ nur sagen, dass ich im Rahmen des heutigen, extrem-pogressiven Zustands der westlichen Industrienationen, rechts oder traditionell eingestellt bin. Eigentlich aber will ich nichts anderes, als den humanistischen, links-progressiven Traum eines menschenwürdigen Utopias oder eben Neuen Lebens zu verwirklichen, denke aber, dass wir dies nicht durch Maßnahmen und Diskussionen innerhalb (!) unseres bisherigen Geisteszustands und bisheriger Gesellschaftsformen schaffen werden, sondern nur, wenn wir den unseligen und hilflosen historischen Schlingerkurs unser bisherigen gesellschaftlichen und individuellen Existenz durch die von mir proklamierte Geistige Revolution verlassen und übersteigen werden, indem wir uns selbst psychisch wesentlich weiterentwickeln, als dies bisher jemals geschehen ist.
Mir wurde irgendwann bewusst, dass wir den von mir avisierten Weg einer „psychotherapeutischen“ Bearbeitung, Nacherziehung und Weiterentwicklung von uns selbst nur dann als notwendig betrachten, angehen und irgendwann wirklich umsetzen, wenn wir jede Hoffnung auf eine andere „Rettung“ aufgeben. Und zwar deshalb, weil eine psychische Weiterentwicklung das Unangenehmste und Schmerzhafteste ist, was es überhaupt geben kann und wir deshalb (offensichtlich) jeden anderen nur erdenklichen Weg bereitwilliger einschlagen, als diese Geistige Revolution: Zum Beispiel Transhumanismus, extreme links-progressive oder rechts-konservative Richtungen oder ein resigniertes Abfinden mit unserem bisherigen Zustand.
Ich denke, dass die Probleme, Unzulänglichkeiten und Risiken einer (extrem) rechts-konservativen Ideologie – die, wie jede Ideologie immer dazu neigt, ins Extreme abzurutschen – schon lange ausführlich und erschöpfend erkannt und dargestellt wurden und ich stimme mit dieser Skepsis überein. Ich kritisiere und verneine „nur“ deshalb vor allem links-progressive, moderne oder klassisch humanistische Ideologien, weil eine Fundamentalkritik in diesem Bereich in einer fundierten und logischen Weise noch fehlt und ich auch (!) diese mögliche Hoffnung auf einen Weg in ein besseres Leben – ohne eine Geistige Revolution – zerstören möchte. Nicht, um wieder „zurück“ in konservative und traditionelle Ideologien zu führen, sondern, um zu zeigen, dass beide (oder alle) bisherigen Wege und Entwicklungsrichtungen zum Scheitern verurteilt sind. Da wir uns im „Westen“ heute sehr weit links, progressiv und extrem-humanistisch aus- und eingerichtet haben, sind meine Ratschläge für eine gesellschaftliche Bewegung ohne (!) eine Geistige Revolution aber, wie gesagt, in Relation zu diesem Istzustand durchaus rechts, konservativ und sozial-darwinistisch. Ein Verbleiben in unserem Alten Leben ist für mich aber eben generell keine Lösung, sondern nur ein Zwischenzustand, den wir nur deshalb zunächst stabilisieren sollten, weil es zu diesem bisher keine Alternative gibt, und, um in und aus diesem Zustand heraus eine Geistige Revolution zu konzipieren, zu beginnen und umzusetzen.
Detailliertere Darstellung der Entwicklung meiner Einstellungen?